Der etwas andere Getriebeeinbau

Der etwas andere Getriebeeinbau

Die Bühne in der Halle kämpft mit einem Defekt nach dem anderen. Und da ich ja mit dem Projekt E34 vorankommen will, bedarf es halt etwas mehr Kreativität.
Die Kreativität hatten wir zwar schon beim Ausbau durch eine bestimmte Aktion bzw. "einem Problem" auf ein hohes Level gebracht, aber der Einbau hat es vielleicht nochmal angehoben. Der Grad zwischen Wahnsinn und Genialität ist bekanntlich eng... sehr eng.


Durch ein vorheriges Projekt am 1er (Beitrag soon™) hatte ich aus Bequemlichkeit einen großen Rangierwagenheber ausgeliehen. Ihr ahnt es jetzt bestimmt schon. Bilder beschreiben mehr als tausend Worte:

Mit etwas Bedenken für Leib und Seele habe ich mich kurzerhand Entschlossen, das Getriebe auf den Wagenheber festzuzurren und das so einzubauen, was am Ende auch erstaunlich stabil war. Den Wagenheber konnte ich mit dem angehoben Getriebe recht schmerzbefreit über den Pflasterstein rollern. Klar, alles bisschen wackelig und wenn es zu weit abkippt würde es sofort abrutschen, aber Hey, sind doch nur 70KG und paar hunderte Euro. Zum Schutz der Getriebeölwanne - und um direkt etwas Höhe zu gewinnen - legte ich das Brett noch dazwischen was lustigerweise ein gutes Stück Stabilität eingebracht hat. Das Auto war ja auf den großen 6T Böcken ca. 50cm aufgebockt, daher konnte ich die Gesamtstruktur bequem einfädeln. Einziger Haken: Der Hebel musste dauerhaft drin bleiben, sonst hätte ich das Anheben vergessen können.

Insgesamt hat es alleine 3-4 Stunden gedauert, mit viel Genauigkeit und ständigen Sichtprüfungen, das Getriebe anzuflanschen. Mit einem 2. Wagenheber habe ich den Motor abgestützt und um den Winkel ein wenig abzustimmen. Als die ersten Schrauben in die Gewinde fassten, war es ein Selbstläufer. Nach und nach konnte ich so das Getriebe passend anziehen.
So im Nachhinein betrachtet würde ich es so wieder machen, wenn es die Situation erfordert.


Als alles wieder fest war hieß es beten, dass ich den Wandler richtig in die Ölpumpe gesteckt habe (Näheres zu der Problematik hier) und dass dieser während dem ganzen Anflanschen nicht blöderweise herausrutschte.
Öleinfüllschraube gelöst und... ne Menge Öl das entgegen kam. Blöd für die Befüllung, aber ich wusste nicht ob überhaupt was drin war. So konnte ich mir aber einen ersten Zustand vom Getriebe einholen, der recht positiv war. Klar, das Öl war Schwarz wie Dieselöl, aber ohne Geruchsaufälligkeiten oder dergleichen.

Also... Motor starten - der auch erstaunlich gut ansprang. Und wieder aus und nach dem Ölstand gucken. Da ging aufjedenfall wieder einiges rein - die Ölpumpe funktioniert! Alles richtig gemacht.

Während dem ganzen Prozess des Öleinfüllens hatte sich eh schon bestätigt, dass zu mindestens das Getriebe grundlegend funktionierte, da ein Hinterrad angetrieben wurde. Warum nur eins? Offenes Differential sei Dank. Stehen beide Hinterräder in der Luft, bekommt das Rad mit dem geringsten Widerstand die volle Kraft / das volle Drehmoment. Daher bleibt man so gerne auf sehr losem Untergrund (z.B. Schnee) damit stecken. Um da noch kurz weiter auszuholen ist das der Grund warum es auch Differentialsperren gibt. Meist durch eine Kupplung kann so die Lastverteilung 1:1 auf beide oder auch alle (Allrad) Abtriebswellen / Räder verteilt werden. Das Rad, dass noch ausreichend Halt auf dem Boden hat, kann einen so wieder rausziehen salopp gesagt. Als Beispiel wäre hier eine extreme Verschränkung durch einen unebenen Boden erwähnenswert. Hier kann es passieren, dass ein Rad in der Luft hängt was ohne Differentialsperre zu einem vollständigen Antriebsverlust führt.

Das Öl haben wir entsprechend der Vorschrift dann vollständig nachgefüllt. Warum auf einmal wir? Netterweise hatte sich witti spontan dazu entschlossen, nachdem ich den erfolgreichen Getriebeeinbau verkündet hatte, vorbei zu kommen um den restlichen Kram wieder anzubauen - ehrlich gesagt hätte ich das alleine auch garnicht schaffen können. Aus irgendeinem Grund hatte er so dermaßen bock darauf die Karre fertigzustellen und damit zu blökern, dass er kurz nach 18 Uhr bei mir ankam.
Wir befestigten die oberen Getriebeschrauben sowie den Anlasser. Diese Schrauben sind so schwer und verwinkelt zugänglich, dass jede weitere Hand von oben und unten sehr hilfreich ist. Zudem kam noch der Auspuff der entsprechend recht schwer und unhandlich war sowie die Kardanwelle. Die Getriebelager wurden auch noch passend gemacht und alle Ölkühlerleitungen wurden auch befestigt. Batterie rein, Motor starten und wir kamen zum Punkt des Öleinfüllens.

Öl war drin, Auto wurde von den Böcken genommen und endlich konnten wir dann um 00:30 Uhr die erste Probefahrt machen nachdem das Auto sich wohl über 2,5 Jahre nicht mehr von selber bewegt hatte. Und es fuhr sich einfach nur wunderschön. Das Auto reagiert äußerst Spät auf Lenkeingaben, was aber ggf. auch auf den zu geringen Luftdruck zurückzuführen ist. Der Komfort über Kopfsteinpflaster war enorm hoch, so ein daher gleitendes Auto habe ich zuletzt in einem W123er erleben dürfen.

Nachdem ein Tag später auch die Ladedruckschläuche und die Ansaugbrücke mal fest waren, konnte ich das hoffentlich volle Leistungspotenzial erleben. Naja, erstaunlich langsam. Ich hoffe da ist nicht doch noch was am Motor.

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Testfahrt auf abgesperrtem Privatweg

Nur noch eine große Baustelle neben Airbag & Bremse steht mir und dem TÜV im Wege. Dazu dann mehr im nächsten Beitrag... hoffentlich noch in diesem Jahr.

Cheers.